Vielleicht mag der eine oder andere selbst noch ein paar alte Bilderalben von Oma und Opa im Keller liegen haben. Ohne es sich bewusst zu sein, könnte diese vermeintlich sichere Umgebung schädlich für die historischen Schätze sein.

Vielleicht mag der eine oder andere selbst noch ein paar alte Bilderalben von Oma und Opa im Keller liegen haben. Ohne es sich bewusst zu sein, könnte diese vermeintlich sichere Umgebung schädlich für die historischen Schätze sein. Falsche Lagerung, feuchte Luft und Schimmel greifen die empfindlichen analogen Fotografien an und zerstören diese unwiederbringlich. Schade um die Erinnerungsstücke.

Das dachte sich auch Lorena Yaconi-Gouet. Sie arbeitete jahrelang in Archiven, umgeben von faszinierenden alten Kostbarkeiten. Traurig zu sehen, wie diese wundervollen Bilder immer mehr an Farbkraft verlieren und vergilben. Da kam ihr die Idee eine vernünftige Archivierung für die Bilder zu schaffen. Dazu gehören Reinigen von Staub und Dreck, richtige Lagerung und das Archivieren.

Warum ist vorher noch niemand auf diese Idee gekommen?

Oft spielt fehlendes Personal eine Rolle. Manchmal ist eine einzige Person  für ein riesiges Archiv mit über 10.000 Bildern, zu dem täglich neue Werke hinzukommen, zuständig. Da kommt kaum einer hinterher. Zusätzlich wissen die Besitzer oft einmal gar nicht, dass sie durch die Art der Lagerung den Materialien schaden. Im dunklen Keller hört sich erst mal sicher an und wenn auf der alten Filmrolle dann auch noch Safety Film steht, glaubt jeder ein unzerstörbares Stück zu besitzen. Doch mit der Zeit kann Feuchtigkeit in den Keller eindringen, Schimmel entsteht und schon sind die guten alten Stücke hinüber.

Lorenas und Klaus Pöhlmanns Idee, die „Bildkonserve“, basiert auf einem modularen System. Im ersten Schritt findet eine Bestandsaufnahme statt. Hier werden die unterschiedlichen Fotoverfahren diagnostiziert und priorisiert. Das ist wichtig, da die verschiedenen Verfahren unterschiedlich anfällig für Beschädigungen sind und einige dringlicher gesäubert und geschützt werden müssen. Im zweiten Schritt wird eben diese Priorisierung in eine langfristige Modul-Planung eingeordnet. Jetzt kann der Kunde, abhängig von Dringlichkeit und Budget, entscheiden welches Modul er wählt. Ob etwa erst einmal nur gereinigt und verpackt werden soll oder ob gleich die Archivierung hinzu gewählt wird. So entsteht schließlich eine bedarfs- und budgetgerechte Lösung.

Lorena und Klaus haben Konservierung neuer Medien und Digitale Information studiert, und doch fanden sie erst später zusammen. Lorena brauchte einen Partner, der den Mut aufbrachte ihre Idee gemeinsam mit ihr umzusetzen. Durch einen guten Freund wurden beide miteinander bekannt gemacht und verstanden sich auf Anhieb. Beide verbindet die Leidenschaft zu Fotografie und Filme jeglicher Art. “Eine ganze Epoche bricht weg, wenn man sich nicht darum kümmert”, so Klaus. Für die Umsetzung ihres Vorhabens bringt Klaus glücklicherweise auch noch die passenden BWL-Kenntnisse mit. So wurden Hürden wie das Schreiben eines Businessplans gleich leichter gemeistert.

Die größte Herausforderung während der Anfänge war es jedoch neue Kunden an Land zu ziehen. Dazu gehören nämlich nicht nur Museen, auch traditionsbewusste Unternehmen mit einer geschichtsreichen Entwicklung zählen dazu. Hier treffen manchmal aber auch Welten aufeinander, wenn dem BWLer beziehungsweise dem Controller erst mal erklärt werden muss, welche Bedeutung die historischen Aufnahmen für das Unternehmen haben. Dabei hat gerade Tradition bei der Werbewirkung hohe Bedeutung und muss deshalb bewahrt werden. Dazu zählen auch die Dokumentationen und Fotografien früherer Zeiten. Tradition ist eine wesentliche Grundlage menschlicher Kultur. Und eben dieses Traditionsbewusstsein muss gepflegt werden, schließlich gibt es dem Unternehmen den entscheidenden Vorteil der Authentizität.

Lorena und Klaus ist natürlich auch die Freude an ihrer Arbeit wichtig. Für beide ein wichtiger Faktor für den Erfolg ihrer Existenzgründung. Beide sind sehr stolz, dass sie alles, was sie geplant haben, auch umsetzen konnten.

Eine Gründung ist nicht einfach und umso dankbarer sind die beiden als EXIST-Stipendiaten so viel Unterstützung erfahren zu haben. Das Team des HdM Startup Centers hat den beiden viel Arbeit abgenommen, gerade was das Bürokratische angeht.

Text: Eva Pantke