Geprägt von Sofia Amoruso, die mit ihrem Buch „Girlboss“ vor allem bei der Generation der jungen Frauen zwischen 20 und 30 große Bekanntheit erlangte, verbreitet sich das Hashtag #Girlboss bereits seit einigen Monaten immer weiter im Internet. Frauen nutzen das Hashtag in sozialen Medien und Blogs und zeigen so, dass sie zur Gruppe tatkräftiger Frauen gehören, die als Entrepreneur durchstarten. Der Begriff #Girlboss steht für Frauen, die stark, bewundernswert und fähig dazu sind, mit Motivation, Hingabe und Power ein Unternehmen zu führen. Mittlerweile hat sich der Begriff bereits zu einer eigenen Bewegung von Frauen entwickelt, die sich gegenseitig unterstützen, austauschen und anspornen. Das Buch „Girlboss“ inspirierte eine ganze Generation von Frauen dazu, stolz auf den eigenen Erfolg zu sein und die Dinge zu verfolgen, für die man Leidenschaft hegt.

Sofia Amoruso berichtet in ihrem Buch unter anderem über Fehler, die sie während ihrer eigenen Unternehmensgründung gemacht und Lektionen, die sie daraus gelernt hat. Unter anderem sind das Lektionen, wie:

Fehler können positiv sein

Fehler sind, vor allem als Entrepreneur, etwas Positives, da man daraus lernen und sich weiterentwickeln kann. Amoruso sieht Fehler als Ansporn dazu, als Person zu wachsen. Nur wer Dinge ausprobiert und riskiert zu scheitern, kann sich weiterentwickeln und so auf lange Sicht sein Geschäftsmodell verbessern.

Menschlichkeit schafft Sympathie

Amoruso behandelt ihre Kunden so, wie sie selbst gern behandelt werden möchte. Sie beschreibt ihre Produkte ehrlich und versucht nicht, Fehler zu verstecken. Sie sieht sich selbst als Mensch mit Schwächen und steht zu diesen, was wiederum gut bei den Kunden ankommt. Auch als Entrepreneur muss man nicht permanent furchtlos sein, oder zumindest wirken, sondern darf auch Ängste zeigen. Worauf es ankommt ist es aber, dennoch seinen Weg zu gehen.

Jeder kann Entrepreneur werden

Laut Amoruso braucht es keinen Masterabschluss oder wirtschaftlichen Hintergrund, um erfolgreich zu sein. Viel wichtiger ist es, etwas zu tun, für das man Leidenschaft hat, und unermüdlich darauf hinzuarbeiten.

Arbeite hart und liebe, was du tust

Harte Arbeit ist nicht gerade das, was besonders viel Spaß macht. Der Schlüssel besteht darin, seine Arbeit zu lieben. Ist man besonders gut in dem, was man tut, und tut man es gern, so erscheint einem die Arbeit, auch wenn sie anstrengend wird, weniger mühsam, man macht gern auch einmal Überstunden und freut sich mehr über erreichte Ziele und Meilensteine

Denke positiv

Der Gedanke ist nicht neu: Wer positiv denkt, zieht automatisch positive Dinge an. Auch für Amoruso zählt die innere Einstellung. Wer mit Positivität an Dinge herangeht, steckt Niederlagen leichter weg und öffnet seinen Blick für all die anderen positiven Dinge im Leben. Anstatt sich auf das zu konzentrieren, was zur Perfektion noch fehlt, konzentriert man sich auf das, was man bereits erreicht hat und entwickelt so ein positives Mindset, das vor allem bei Gründerinnen über Erfolg oder Niederlage entscheiden kann.

Höre nicht auf andere

Nicht jeder wird die eigene Geschäftsidee gut finden oder unterstützen. Es wird Menschen geben, die einem nicht zutrauen ein Unternehmen zu führen, die mit Horrorgeschichten Zweifel aufwerfen und für Verunsicherung sorgen. Laut Amoruso ist es wichtig, nicht auf diese Dinge zu hören, sondern sich auf das zu besinnen, was man erreichen möchte – und zwar ganz egal, was andere dazu sagen.

Diese Erkenntnisse sind nicht grundlegend neu, scheinen aber vielen Frauen das nötige Selbstvertrauen zu geben, sich selbst als Entrepreneur zu versuchen. Ein #Girlboss zu sein bedeutet hart zu arbeiten, sich jedoch auch Pausen zu gönnen. Es bedeutet, andere Frauen zu unterstützen und Synergien statt Rivalitäten zu schaffen. Es bedeutet stark zu sein, aber gleichzeitig auch die eigene Verletzlichkeit nicht zu verstecken. Und vor allem bedeutet es, seine Ziele zu verfolgen, ohne sich vor anderen dafür zu rechtfertigen.

Tatsächlich gründen weniger Frauen als Männer ein Unternehmen. In der Startup-Szene in Deutschland sind nur 15 Prozent Gründerinnen. Und auch nach wie vor sitzen nur wenig Frauen in den Führungsetagen großer Unternehmen. Nicht zuletzt deshalb erfreut sich vor allem heutzutage, in Zeiten, in denen der Feminismus neuen Aufschwung erlebt, der Begriff „Girlboss“ großer Beliebtheit. Zu einem gewissen Maße hat er auch sicher seine Berechtigung, denn er steht für eine Generation von Frauen, die an sich glaubt und ihren Kopf durchsetzt, vielleicht mehr als jemals zuvor. Und die Kernbotschaft, die durch die Bewegung vermittelt werden soll, stimmt: Frauen sind talentiert und stehen Männern auch in der Welt der Selbstständigkeit in nichts nach. Wer sich etwas vornimmt und hart dafür arbeitet, kann seine Ziele auch erreichen. Das beweisen erfolgreiche Gründerinnen wie Lea Lange, Gründerin von Juniqe, Franziska von Hardenberg, Gründerin von BloomyDays, Claudia Helmig, Gründerin von dawanda und nicht zuletzt auch Sofia Amoruso selbst.

Dennoch scheiden sich die Geister, was den Begriff „Girlboss“ angeht. Ist ein „Girlboss“ weniger wert, als ein „Boss“? Muss sich eine Frau tatsächlich Girlboss nennen und einer Bewegung anschließen, um als Führungskraft ernst genommen zu werden? Braucht es eine Form der Verniedlichung für weibliche Führungskräfte, weil jeder andere Begriff Angst in deren männlichen Counterparts auslösen könnte?

Bild: Pixabay

Kathleen Davis sprach sich bereits in sozialen Medien gegen Verniedlichungsformen für weibliche Führungskräfte aus. Ihrer Meinung nach stehen Begriffe wie „Girlboss“ nicht für die Stärkung von Frauen, sondern betonen vielmehr die Idee, dass Frauen weniger leisten können, als ihre männlichen Gegenstücke. Sich selbst „Girlboss“ oder „weiblicher Gründer“ zu nennen wird nicht dafür sorgen, dass Frauen als Führungskräfte mehr respektiert werden. Daher ist Davis der Meinung, dass Frauen, die wirklich stark und eigenständig sein wollen, sich selbst nicht durch Verniedlichungen unter Wert verkaufen sollten.

So mag zwar der Begriff „Girlboss“ den Zusammenhalt der Frauen untereinander stärken, sorgt jedoch nicht unbedingt dafür, dass Gründerinnen als gleichberechtigte Führungsfiguren angesehen werden. Ganz abgesehen davon, braucht es heutzutage wirklich noch die Unterscheidung zwischen „Girlboss“ und männlichem Boss? Sind wir nicht inzwischen viel weiter und räumen Frauen auch ohne spezielle Bezeichnung die Möglichkeit ein, als Entrepreneur erfolgreich zu sein?

Wenn wir ehrlich sind hat ein wirklicher „Girlboss“, der Willenskraft und Leidenschaft verkörpert, es doch gar nicht nötig, als „Mädchen“ betitelt zu werden. Gründerinnen sind nicht erfolgreich, weil sie Frauen sind, sondern weil sie Geschäftssinn besitzen und gute Ideen umsetzen – und zwar genau so gut wie Männer das tun. Und auch eine weibliche Führungskraft ist eben genau das: Eine Führungskraft. Ein Boss. Ein Entrepreneur.