Die EU wird nicht immer positiv in der Berichterstattung erwähnt: sei es die angeblich von ihr geforderte Gurken-Verordnung (ein Mythos, der längst abgeschafft wurde) oder aber dass Deutschland lediglich der Zahlmeister der EU sei. Doch was ist mit den positiven Aspekten neben dem Fakt, dass es noch nie so lang eine Friedensperiode in der Geschichte Europas gab? Gerade in Zeiten immer mehr negativer Schlagzeilen, schauen wir heute auf das Positive: Was tut die EU eigentlich für Startups? Wie kann ich mich vernetzen? Und wie kann ich als Gründer*in davon profitieren?
Oft berichten Medien eher negativ über die EU, warum das so ist, soll hier nicht Thema sein (war es aber zum Beispiel hier). Good news is no news? Nicht heute! Anstatt dessen geben wir euch hier einen Gesamtüberblick über die wichtigsten Aktivitäten der EU für Startups.
Die Möglichkeiten als Startup oder Gründer*in von der EU zu profitieren lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen:
- Direkte Förderung
- Indirekte Förderung
Zu 1. gehören neben Ausschreibungen für Finanzierungen auch Vernetzungsformate, mit denen ihr Kontakt zu anderen Gründer*innen und Gründungsförderern aus der EU bekommt. In die 2. Kategorie gehören Förderungen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht direkt ersichtlich sind, zum Beispiel ein Accelerator-Programm aus EU-Mitteln oder ein Co-Working-Space der aus EU-Gelder ausgestattet wurde.
1. Direkte Förderung seitens der EU:
Startup Europe Club
Der Startup Europe Club, eine Initiative der Europäischen Kommission, ist die Website, auf der jede*r der*die sich in der Welt der Start-ups bewegt alles findet, was er*sie braucht. Die Website versteht sich als One Stop Shop: Vom Aufbau von Partnerschaften bis hin zur Beschaffung von Start-Up-Investitionen und Finanzierung – der Startup Europe Club bietet euch die Informationen und Ressourcen, die ihr benötigt. Hier findet ihr ebenfalls eine Übersicht über die Fördermöglichkeiten, sei es finanziell oder für das Netzwerk. Außerdem werden dort Ausschreibungen veröffentlicht und Veranstaltungstipps (derzeit natürlich nur online) zum Beispiel für Startup Summits oder Investoren-Tage.
Enhanced European Innovation Council (EIC)
Das EIC unterstützt einen europäischen Green Deal, also eine Wirtschaft, die für die Menschen arbeitet, und ein Europa, das für das digitale Zeitalter geeignet ist. Europa muss aus seiner Wissenschaft, seinen innovativen KMUs und Start-ups das Beste herausholen, um auf den globalen Märkten, die zunehmend von neuen Technologien bestimmt werden, wettbewerbsfähig zu sein. Aus diesem Grund hat die Europäische Kommission einen Europäischen Innovationsrat (EIC) eingerichtet, um risikoreiche und wirkungsvolle Ideen zu unterstützen.
Dabei handelt es sich um eine Accelerator-Finanzierung zur Unterstützung von Start-ups und KMU bei der Entwicklung und Verbreitung von Innovationen bis zu einem Stadium, in dem sie private Investitionen anziehen können (Eröffnung im Juni). Im Rahmen der Accelerator-Finanzierung können Unternehmen eine Mischfinanzierung (Zuschüsse und Eigenkapital) von bis zu 15 Millionen Euro erhalten.
ERASMUS for Young Entrepreneurs
Erasmus for Young Entrepreneurs ist ein von der Europäischen Kommission finanziertes Austauschprogramm für Unternehmer*innen mit dem Ziel, europaweiten Erfahrungsaustausch zwischen etablierten klein-und mittelständischen Unternehmern und Existenzgründern zu fördern.
Im Rahmen des Programms verbringen Gründer*innen einige Wochen bei einem klein- oder mittelständischen Unternehmer in einem anderen europäischen Land. Dort gewinnt ihr eine einzigartige Lernerfahrung mit Expertenwissen zu Gründungsthemen, da ihr an der Seite eines erfahrenen Gründers arbeitet. Diskutiert eure Geschäftsidee, lernt Neues dazu und schafft ein einzigartiges Netzwerk. Das alles für ein bis sechs Monate inklusive Vergütung! Interesse? Dann schaut beim bw-i vorbei.
Generelle Hinweise und andere Ausschreibungen
- Ihr möchtet wissen, welche Förderung für euch passt? Dann schaut doch mal bei dem EIC wizard vorbei und lasst euch Schritt für Schritt zur richtigen Finanzierung führen.
- Ihr sucht Zugang zum internationalen Markt? Dann ist enterprise europe network (een) etwas für euch.
- Ihr möchtet tiefer eintauchen und wissen was Gründung in Europa bedeutet? Dann schaut auf der Seite der EU-Kommission
- Ihr möchtet keine Startup News aus Europa mehr verpassen? Dann informiert euch bei eu-startups.
2. Indirekte Förderung
Oft bekommt man gar nicht mit, was die EU Gutes tut, denn viele Mittel sind nicht auf den ersten Blick zu zuordnen.
In der Region Stuttgart gibt es einige EU-Projekte, die sich für Startups und (soziale) Innovationen stark machen. So zum Beispiel das Projekt „COCO4CCI“: Im INTERREG Central Europe Projekt CoCo4CCI (Cooperation Collider for Culture and Creative Industries) soll der Wissenstransfer und die Zusammenarbeit zwischen Kultur- und Kreativwirtschaft sowie dem Technologiesektor gefördert werden. Dabei spielen unter anderem Matching-Formate und Trainingsprogramme eine zentrale Rolle. Hier ist neben dem Startup Center auch die bwcon involviert.
Ein anderes Interreg (und somit EU-) Projekt in der Region ist „SIV“: Hierbei werden neue Methoden der Arbeitsmarktintegration u.a. durch die Neue Arbeit gGmH erarbeitet und mit den anderen europäischen Partnern in der Praxis erprobt. Das Projekt mit einer Laufzeit von drei Jahren, wird sich mit digitalen Neuerungen zur besseren Vermittlung und Weiterentwicklungen in der Qualifizierung befassen.
Außerdem ruft die EU immer wieder zu Bewerbungen für die Etablierung von Startup Ökosystemen auf, sei es über eines der diversen Interreg Unterprogrammen wie zum Beispiel Interreg Central Europe oder Interreg Danube. Oder aktuell die Ausschreibung der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration.
Auch beim Generator profitiert ihr von der EU
Schon gewusst? Auch der „Empowered by Entrepreneurship“-Accelerator, der gerade in Kooperation von Wirtschaftsförderung Region Stuttgart und HdM Startup Center entsteht, wird durch die EU gefördert. Alle Startups, die an dem kostenlosen Trainings- und Mentoringprogramm teilnehmen, werden somit auch von der EU gefördert.
Gleiches gilt für die ersten drei Kohorten der Sandbox: auch hier hatte die EU die Finger drin und ermöglichte so den internationalen Austausch mit gleichgesinnten Startups und richtete den Co-Working Space „Playpark“ ein, in dem die Startups immer noch arbeiten können ein. Das Sandbox-Team „Soundblurbs“ gewann 2019 sogar 1000€ im Rahmen eines EU-Pitch-Wettbewerbs.

Ihr seht also, die EU bietet jede Menge Möglichkeiten. Der Artikel kann natürlich nicht alle einzelnen Programme und Projekte aufzählen, gibt euch aber schon mal einen ersten Gesamteindruck. Natürlich ist uns auch bewusst, dass es einige Stellen gibt, an denen die EU weiterhin stark zu schrauben wenn nicht gar neuzusammenzubauen hat. Es ruckelt und zuckelt an einigen Stellen der Zusammenarbeit, doch für heute wollen wir Positiv enden: #dankeEU.
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